Symposium am 5. Februar 2010 im Neuen Rathuas zu Hannover

Kooperationspartner

Landeshauptstadt Hannover, Büro des Oberbürgermeisters

Programm

Vormittagsprogramm: 10.00 – 13.15

Einführung
Stephan Weil Oberbürgermeister der Landeshauptstadt Hannover
Ingo Krampen Vorsitzender des Kuratoriums des IfBB

I. Bildung als Dienstleistung
Europäisierung der Bildungsmärkte
Prof. Dr. Reinhold Sackmann  Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg

Die Bedeutung der Schulbildung im Rahmen der Lissabon-Strategie der Europäischen Union
Anne Liekenbrock EFFE – European Forum For Freedom in Education, Münster/Brüssel

Das Internationale Dienstleistungsabkommen der Welthandelsorganisation (GATS) und seine Auswirkungen auf das deutsche Bildungssystem
Prof. Dr. Wolfram Cremer Ruhr-Universität Bochum
Dr. Thomas Langer  Wissenschaftlicher Leiter des IfBB

II. Nachfrageorientierte Steuerung des Schulsystems
Aus anderen Ländern Europas lernen. Das Beispiel der Niederlanden
Dr. Bob van de Ven  Niederländisches Forum für Schulmanagement, WV Poeldijk (Holland)

Das Bürgerschaftsmodell Berlin
Martin Hoyer  Paritätischer Wohlfahrtsverband

Moderation:
Prof. Dr. Hans-Peter Füssel  Humboldt-Universität Berlin, Deutsches Institut für Internationale Pädagogische Forschung

Mittagspause: 13.15 – 14.30 (Essen im Gartensaal des Rathauses)

Nachmittagsprogramm: 14.30 – 17.30

III. Wirtschaftliche Erwartungen an die Schulerziehung und das Verständnis der Pädagogik
Zum Bildungsverständnis der Pädagogik und den Qualifikationserfordernissen der Ökonomie – inkongruente Perspektiven?
Prof. Dr. Heiner Barz  Heinrich-Heine Universität Düsseldorf

IV. Podium: „Schulische Organisationsformen zwischen Tradition und Innovation“
– Marlis Drevermann  Kultur- Schuldezernentin der Stadt Hannover
– Martin Hoyer  Paritätischer Wohlfahrtsverband
– Julia Schier Bundesgeschäftsführerin Verband Deutscher Privatschulverbände e.V.
– Dr. Lukas Schreiber  Arbeitskreis Katholischer Schulen in freier Trägerschaft, Vorsitzender der Bundesarbeitsgemeinschaft Freier Schulen
– Dr. Bob van de Ven  Niederländisches Forum für Schulmanagement
– Bettina Wehrle Vorstandsbeauftragte Weltverband Deutscher Auslandsschulen e.V.

Moderation:
Ingo Krampen RA und Notar, Vorsitzender des Kuratoriums des IfBB

V. Schlusswort:
Dr. Thomas Langer Wissenschaftlicher Leiter des IfBB

Themenschwerpunkt des Symposiums 2010

Das Verhältnis zwischen Schulerziehung und Ökonomie ist ein ungemein vielschichtiges Phänomen.
In jüngerer Zeit sind folgende Entwicklungen unübersehbar:

1. Das internationale Abkommen für Dienstleistungen der Welthandelsorganisation (GATS) fördert die Etablierung europäischer und globaler Märkte für Bildungsdienstleistungen. Neben Freien Schulen in der Rechtsform des Idealvereins entstehen neue wirtschaftsnahe Schultypen in den für gemeinnützige Kapitalgesellschaften vorgese-henen Rechtsformen. Dieser Trend trifft auf eine seit Jahren wachsende Hinwendung der Eltern zum Angebot der Schulen in freier Trägerschaft. In dieser Lage wird die Herstellung sozialer Gerechtigkeit im Schulsystem im Hinblick auf die Sicherstellung des gleichen Zugangs zur Bildung unabhängig von der Herkunft prekär.

2. Elemente der Marktregulierung werden auf die Steuerung des Schulsystems übertragen. Internationale Leistungs-vergleichsuntersuchungen und die sich hauptsächlich auf Benchmarks stützende europäische Bildungspolitik im Rahmen der Lissabon-Strategie der Europäischen Union haben einen Qualitätswettbewerb unter den Schulsys-temen der Mitgliedstaaten ausgelöst. In der Folge des daraus resultierenden innerstaatlichen Reformdrucks ge-währen die Länder ihren Schulen durch die Einführung des neuen Steuerungsmodells (Output-Steuerung) mehr Eigenverantwortlichkeit und den Eltern größere Wahlfreiheit.

3. Die Europäisierung und Globalisierung der Wirtschaft erhöhen deren spezifischen Erwartungen an die Qualität des Schulsystems. Damit korrespondierend lässt sich etwa anhand der Einführung von Bildungsstandards beo-bachten, dass die Schulerziehung immer mehr an die Qualifikationserfordernisse der Wirtschaft ausgerichtet wird. Diese einseitige Ökonomisierung der Schulerziehung dürfte sich jedoch nur schwer mit den Vorstellungen des traditionellen Bildungsverständnisses vereinbaren lassen.

Auf diese drei Trends bezogen beabsichtigt das Symposium die Ermittlung des Potentials und der Grenzen für
– die Vermarktung der Bildung als eine Dienstleistung,
– die Übertragbarkeit des Marktmodells auf die Steuerung des Schulsystems im Allgemeinen und der Or-ganisation der Einzelschulen im Besonderen sowie
– den diskriminierungsfreien Zugang zur Bildung
– die Ausrichtung der Schulerziehung an die Erwartungen der Wirtschaft.